April 29, 2016

Kind, das ist doch kein Beruf für eine Frau …

Im Fluss

meine 2 Cent zu Anette Weiß’ Blogparade “Wo sind sie, die Frauen?”

Mein Großvater schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als ich ihn mit der Idee beglückte, Steuerberaterin zu werden. Eine Banklehre – das hatte man mir ja gerade noch durchgehen lassen… schließlich hat sie ja Abitur gemacht, ein Jammer, dass sie keine Lust zum Studieren hat … aber letztlich ist es ja auch egal mit welchem Abschluss sie letztlich den Haushalt führt, oder?

Aus meinem Geschlecht habe ich mir noch nie besonders viel gemacht. Autos und Flugzeuge statt Kuscheltiere, Trecker fahren statt Puppenwagen schieben, Nieten statt Schleifchen. Hard Rock statt Soft Pop. Nur wenn’s Ärger gab – da war es manchmal von Vorteil ein Mädchen zu sein. Das Beste aus beiden Welten ;)

Das hatte sich meine Familie wahrscheinlich irgendwie anders vogestellt. Insofern war ihnen die Banklehre wohl als unerwarteter Segen erschienen. Dazu noch in der Hauptniederlassung eines renommierten Instituts, damit war ja nach diesen Vorzeichen schon fast nicht mehr zu rechnen gewesen. Zwei Jahre Lehre, dann vier Jahre Privatkundenbetreuung, und dann – „ich werde jetzt Steuerberater“. Wumms. Da hätte ich ebensogut sagen können. „ich werde jetzt Feuerwehrmann“.

Aber warum ist das eigentlich immer noch so? Eine Kollegin erhielt zu ihrem Abschluss als Schulbeste ein Kochbuch geschenkt. Nicht etwa von ihren Eltern – nein, vom Schulleiter. Als sie Steuerberaterin werden wollte, war sie im Dorf quasi “unten durch”. Offenbar gibt es — zumindest in einigen Köpfen – nach wie vor Frauenberufe und Männerberufe.

Was mich betrifft, habe ich mit der ganzen Herumreiterei auf den angeblichen Vor- und Nachteilen des jeweiligen Geschlechts nichts im Sinn und diese unendliche öffentliche Gehälterdiskussion mit ihrem wenig lösungsorientierten Anprangern von Mißständen geht mir, ehrlich gesagt, ein wenig auf die Nerven. Aber jetzt, wo ich darüber nachdenke… interessieren würde es mich doch, warum das in den Köpfen eigentlich immer noch so ein Riesen-Ding ist.

Die Fakten tragen das – zumindest in meinem Beruf – längst nicht mehr. Die Bundessteuerberaterkammer verkündet stolz via STAX, dem Statistischen Berichtssystem für Steuerberater (zuletzt 2012): knapp 40% der Steuerberater in Deutschland sind Frauen. Tendenz steigend. Wobei man zugeben muss: das Durchschnittsalter der Frauen im Beruf ist deutlich geringer als das der Männer. Kein Beruf für eine Frau … heute wohl nicht mehr wahr, wenn auch noch nicht allzu lange.

Spannend, besonders aus meiner Sicht als Profit Coach, wird es erst im letzten Teil der Studie mit dem schönen Titel „Markante Geschlechterunterschiede“. Bei annähernd gleicher Wochenarbeitszeit erzielen Männer in meinem Beruf rund 50% mehr persönlichen Honorarumsatz und über 50% mehr Gewinn. Ooops… im Grunde bestätigt das zwar, was ich von Kollegen und Kolleginnen aus meinem Netzwerk höre, aber 50% – Donnerwetter!

Beim Weiterlesen der Studie ergibt sich noch, dass Steuerberaterinnen deutlich häufiger nach der gesetzlichen „Steuerberater-Vergütungsverordnung“ abrechnen als ihre männlichen Kollegen, die lieber eine Honorarvereinbarung mit ihren Mandanten treffen. Aha. Liegt hier der Hase im Pfeffer?

Wenn ich recht überlege, stelle ich das gleiche Bild auch bei meinen Kunden fest. Nicht nur in der Finanzbranche. Ich berate ja hauptsächlich Selbständige und kleine Unternehmer und dabei zeigt sich kristallklar – egal in welcher Branche – Männer tun sich mit dem „Geld annehmen“ meistens um einiges leichter, als ihre Kolleginnen. Das Problem verschärft sich oft noch in dem Maße, wie das Einkommen dieser Frauen nicht unbedingt zur Deckung des Lebensunterhalts benötigt wird. Interessant. Genau wie bei Profit First: je geringer die Priorität – desto weniger Gewinn. 

An den Kunden liegt es – glaube ich jedenfalls – nicht. Ich kann nicht feststellen, dass Kunden heute noch einen Preis-Unterschied zwischen einem männlichen oder weiblichen Dienstleister machen.

Meine Erfahrung zeigt, es hat viel mehr damit zu tun, welchen Selbstwert wir uns zumessen. Ich bin kein Psychologe, daher kann ich nur spekulieren, woher das vielleicht kommt. Vieles möglicherweise tatsächlich immer noch aus aus der selben archaischen Denk-Ecke, die uns weismachen will, dies oder jenes sei kein Beruf für eine Frau.

Ich erlebe immer wieder in Kundengesprächen, wie sehr Frauen damit kämpfen, Zeit für sich, Geld für sich und Wert für sich vor sich selbst zu rechtfertigen. Zumindest in meiner Welt und meinem Umfeld sind es nämlich gerade nicht die Männer, die den Frauen das Gefühl geben, sie seinen weniger wert oder hätten etwas nicht verdient. Ganz im Gegenteil. Mehr als einmal kam es vor, dass Männer ihre Frauen zu mir schicken mit dem Wunsch: „Bitte bringe ihr endlich bei, sich selbst zu wertschätzen und angemessenes Geld für ihre tolle Leistung zu nehmen.“

Die Widerstände, mit denen „wir Mädels“ uns dann hier auseinandersetzen, sind oft sehr ähnlich. Meistens fürchten wir insgeheim, Liebe und Anerkennung zu verlieren. Ja, ich weiß, das ist irrational. Wir wissen es alle. Und doch fällt es uns Frauen oft so unsagbar schwer, eine angemessene Gegenleistung zu fordern – auch wenn der Kunde sie mit Freuden bezahlen würde. Ich weiß es, denn ich war auch dort. Ich bin innerlich fast gestorben, als ich vor einigen Jahren meinen Kunden mitteilte , dass wir Sonderleistungen in Zukuft auch gesondert berechnen. Die einzige relevante Kunden-Reaktion darauf war: „Wie, das machen Sie bisher nicht? Dann wird’s aber höchste Zeit!“. Und auch heute noch flüstert jedes Mal, wenn ich meinen Preis nennen soll, ein Teufelchen in mein Ohr: “Na, ob Dein Gegenüber Dich dann immer noch mag…?” Ich habe inzwischen gelernt, damit umzugehen und meinem Teufelchen beherzt entgegenzutreten. Und doch, bei der aktuellen Umstellung auf meine neuen Leistungspakete hatte ich wieder einen Knoten im Bauch. Obwohl ich alle Zeit und Liebe hineingesteckt habe, die Leistungen genau an den Kundenwünschen entlang kreiert, haufenweise Feedback eingeholt und verarbeitet habe, saß ich am Abend des Versandtages da und fürchtete für einen Moment, am Ende der Woche alle meine Kunden los zu sein. Ja, auch das ist vollkommen irrational. Aber wir Menschen, ob Männlein oder Weiblein, sind eben emotionale Wesen, ob es uns nun immer gefällt, oder nicht. 

Es mag zwar eine zum Gähnen langweilige Erklärung sein, aber ich denke, die häufige Neigung von Frauen, Konfrontationen zu vermeiden, liegt immer noch in unseren Genen. Schon in der Steinzeit war es eben der Männer Alltag, die Konfrontationen auszutragen. Sei es bei der Verteidigung der Höhle oder im Zweikampf mit Mammuts oder Hasen. Auch damit zurechtzukommen, ein anderes Leben zu stören (oder auch zu nehmen) um sich oder seine Lieben zu schützen und zu ernähren, ist schon damals im Wesentlichen den Männern zugemutet worden. Wenn die Männer damals Konfrontationen vermieden und auf alles und jeden Rücksicht genommen hätten, wäre es mit der Menschheit heute nicht weit her.

Für Frauen war die Aufgabe das ganze Gegenteil. Wir hatten für den Frieden am Herd, in der Familie und in der Gemeinschaft zu sorgen, damit die Männer, nachdem sie das Futter in die Höhle geschleift hatten, sich an einem ruhigen Platz erholen konnten. Da kam es dann wiederum nicht so gut an, persönliche Prioritäten in den Vordergrund zu stellen, Ansprüche anzumelden und eben nicht auf alles und jeden Rücksicht zu nehmen. Und ja, es gab auch andere Kulturen. Aber das waren – pardon – eher die Ausnahmen als die Regel.

Wenn wir die Geschichte so betrachten, ist es von der Steinzeit bis in die 1950er Jahre schon eine ganze Weile hin. Wie kommen wir eigentlich auf die Idee, wir könnten diese jahrtausendealten, überlebenswichtigen Programmierungen in 60 Jahren so mir nichts – Dir nichts, über den Haufen werfen?

Unter diesem Aspekt scheint es mir offen gestanden nicht besonders überraschend, dass die Mehrzahl der Frauen auch heute noch ein Umfeld und Berufe bevorzugt, in dem weniger ihre Ellenbogen gefordert sind als ihre sanften Hände. Es ist einfach leichter und bequemer für uns und fühlt sich oft auch natürlicher an.

Nun kann man sicher trefflich darüber argumentieren, ob das nun zeitgemäß, nützlich oder gar emanzipiert ist. Aber was ändert das denn? Ich bin ja schon sehr für Persönlichkeitsentwicklung, aber muss eine Frau heute wirklich zwingend ihre “männlichen Skills” entfalten, auch wenn ihr nicht danach ist? Und umgekehrt: muss ein Mann nun unbedingt “seine weiche Seite leben”, auch wenn es ihm nicht liegt? Macht uns das glücklicher, zufriedener, erfolgreicher? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ehrlich gesagt, finde ich es völlig in Ordnung, wenn Männer und Frauen sich für den Weg entscheiden, der sich für sie gut und richtig anfühlt und ihnen dabei die Entwicklung der Weltgeschichte vollkommen egal ist. Freude soll es machen, das Leben oder?

Mein Herzensanliegen sind glückliche, zufriedene, finanziell erfolgreiche Unternehmer und Unternehmerinnen. Das gilt für den Reiki-Coach ebenso wie für die Metallbauerin, für den Fliesenleger ebenso wir für die Grafikerin.

Glücklich, zufrieden und finanziell erfolgreich werden wir nach meiner Erfahrung dann, wenn wir das tun, was wir am besten können mit den Kunden, die wir am liebsten haben. Ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Strömungen. Aber dafür ganz nah bei uns selbst und unserem persönlichen Sinn.

Meine Familie ist inzwischen sicher froh, dass es “nur” Steuerberater war – und nicht Feuerwehrmann ;) Ich auch, obwohl Steuerberater – wie die meisten von Euch schon wissen – nur das Sprungbrett für meine Mission ist. Was mich richtig glücklich macht ist, meinen Sinn, meine Mission gefunden zu haben: Leidenschaftliche Unternehmer finanziell erfolgreich zu machen.

Und ich finde: JA, das ist durchaus auch ein Beruf für eine Frau :)

Wie sieht’s bei Dir aus?

✩ Hast Du Deine Mission schon gefunden?

✩ Lebst Du sie? Unabhängig davon, was andere darüber denken und sagen?

✩ Fühlst Du Dich damit glücklich, zufrieden und finanziell erfolgreich?

✩ Welchen Wert misst Du Deiner eigenen Leistung bei?

✩ Wie kannst Du Dich selbst dabei noch unterstützen?

Ich würde mich freuen, zu hören, was Du über all das denkst! Hinterlasse mir doch einfach unten Deine Gedanken oder schreibe mir ein mail an [email protected] :)

Liebe Grüße und geh gut mit Dir um,

Benita

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Benita Königbauer


Ich bin Benita Königbauer, Profit First Professionals-Ausbilderin, zertifizierte Fix-This-Next-Beraterin, Finanz-Coach, Wirtschaftsmediatorin und Steuerberaterin aus München und ich finde: das Unternehmerleben darf auch leicht sein! Falls Du Dich also schon mal gefragt hast, warum manche Unternehmer offenbar einfach mühelos erfolgreich sind und andere scheinbar immer 'von-der-Hand-in-den-Mund" leben, weißt Du schon, wo ich mich am liebsten tummele :)


Außerdem bin ich Übersetzerin für "Bürokratisch - Deutsch", "Umständlich - Deutsch" und "Peinlich - Deutsch" im Bereich Finanzen und Erfolg. Ich schreibe und spreche also über Themen, um die wir gerne einen Bogen machen und deshalb dann eben oft auf der Stelle treten.

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